Wo stehen wir und wie sind wir hierhergekommen? Leid, Angst, Trauer und Ärger spiegeln sich wieder in den Gesichtern dieser Tage. Zu viel verständliche Wut über unverständliche Taten. Wir sind schwach, wo wir eigentlich stark und geschlossen sein sollten: in Zusammenhalt, Toleranz und Nächstenliebe. Wann lernen wir endlich, dass wir alle zu gleichen Teilen Bewohner dieser Erde sind, dass wir alle geduldete Gäste auf einem Planeten verkörpern, der schon umso vieles älter, weiser und bedeutender ist, als wir es sind.
Ein Planet, der über die Jahrtausende genug der gegenseiteigen Feindschaft und Zerstörung mitansehen musste, dem es doch endlich einmal vergönnt sein sollte, seine Oberfläche von friedlichem Miteinander erfüllt zu sehen. Ein Planet, der uns tagtäglich ohne Gegenleistung mit so reichhaltigen Gaben beschenkt, der nun jedoch auch langsam zu merken scheint, dass manche Dinge in eine völlig falsche Richtung steuern. Ein Planet, der keinem eine Vorherrschaft über einen anderen zu gesprochen hat und der nun flehentlich um einen respektvollen Umgang mit ihm aber auch zwischen seinen Bewohnern bittet.
Wann haben wir vergessen, unsere Verschiedenheit zu schätzen und uns nicht aufgrund derer zu bekämpfen, oder haben wir schlicht immer noch nicht dazu gelernt? Ich mag die Hoffnung nicht aufgeben, dass es möglich ist, denn Akzeptanz hat nicht zur Folge, jemanden gleich lieben zu müssen. Natürlich wäre es wünschenswert, dass keine Unterschiede aufgrund unserer äußerlichen Vielseitigkeit bestehen würden, doch die Realität spricht eine andere Sprache. Zu viel Misstrauen und Engstirnigkeit in nach wie vor zu vielen Seelen … Zu viel Voreingenommenheit und Hass im Herzen von Menschen, die sich selbst als überlegen, als besser betrachten. Woher nur diese Arroganz, dieses himmelschreiende Fehldenken?
Es ist an der Zeit, dies nicht länger hinzunehmen, aufzuwachen und Intoleranz auf jeglicher Ebene unduldsam werden zu lassen, die Grenzen zu sprengen und stattdessen Brücken zu schlagen. Doch nicht mit Gewalt oder Hass, sondern mit der eigenen Offenheit, mit Demonstration, Überzeugung und Güte. Denn greift man zu denselben Waffen wie sein Gegenüber, kann man sich nur noch einreden für die richtigere Sache zu kämpfen, aber letztlich verliert man sich in diesem Kampf und zurück bleibt nur eines: das gleiche gewaltsame Mittel des gegenseitigen Schadens. Nein, wir müssen besser sein. Toleranz kann weder erzwungen noch aufgezwungen und schon gar nicht bestellt werden, sie muss wachsen und gedeihen, wie eine Pflanze, die sich  sachte aus lange verdorrtem Boden erhebt.