Hallo, mein Freund,
heute wende ich mich mit einem ernsten Appell an dich. Mein Magen lastet immer wieder schwer, wenn die Gedanken darüber Einzug erhalten. All diese hässliche Gewalt, die Menschen einander anzutun in der Lage sind, hat mich seit jeher schockiert und abgestoßen. In ihrer Vielfalt genauso ausgeprägt wie in Brutalität und Sinnlosigkeit. Das blinde, rücksichtslose Einschlagen auf Menschen, auf Menschen die am Boden liegen, umzingelt von mehreren Tätern. Gewalt gegen Frauen hier oder anderswo auf der Welt, nur weil sie sich nicht unterordnen wollen oder schlicht weil sie da sind, weil sie als geringwertig erachtet werden oder gar als Freiwild. Gewalt gegen Tiere, die gefühlskalt totgeprügelt oder aufgespießt werden oder schlicht an Hunger zu Grunde gehen müssen. Gewalt gegen Minderheiten, nur weil sie anders sind, nur weil einer irgendwann mal mit dem Blödsinn begonnen hat, zu behaupten, sie hätten Schuld an Dingen, die jeglicher Grundlage entbehren. Gewalt gegen Afroamerikaner, die heutzutage ebenso aktuell zu werten ist, wie noch vor 200 Jahren zu Zeiten der Sklaverei und die im heutigen Zeitalter doch überhaupt keinen Platz mehr haben sollte. Gewalt aus allgemein rassistischen Motiven heraus, die mitleidlos ihre Ziele verfolgt und dabei den Wert eines jeden Lebens mit Füßen tritt, während blinder, stupider Hass triumphiert. Gewalt aus Religiosität, oder besser gesagt unter dem Vorwand von Religiosität, denn ich selbst als gläubiger Katholik, kann nichts von Gott Gesandtes in Taten erkennen, die sich in krankhaftem, intolerantem Wahn gegenüber Andersgläubigen niederschmettern. In meinen Augen geschieht dies lediglich unter dem Deckmantel eines Glaubens, der längst seinen wahren Sinn verfehlt oder einen solchen überhaupt nie besessen hat. Gewalt gegen Andersdenkende, egal ob in Politik, Religion oder anderswo, die Intoleranz gegenüber Homosexuellen. Die Hasspredigten gegen – sich nicht dem Willen ihrer Männer zu unterordnen bereit sehenden – Frauen und deren häufige Ermordung unter dem sinnfreien Aspekt des Ehrenmords. Gewalt in Haus und Familie, gegen Kinder, Ehefrauen, Ehemänner, wo doch eigentlich Fürsorge und Liebe beheimatet sein sollten. Gewalt aus purer Langeweile, aus Dummheit, aus Perspektivlosigkeit heraus, wo Menschen völlig überraschend auf offener Straße attackiert werden.
Gewalt erzeugt oft Unverständnis, Unverständnis oft Intoleranz, deren Folgen sich letztlich wieder in Gewalt niederschlagen.
Ich als freidenkender Mensch empfinde es als großes Unrecht, das Menschen sich aufgrund ihrer Herkunft, Religion, Hautfarbe oder sonstigen Gründen über andere stellen. Regelrecht übel wird mir, wenn ich an die letzten Bilder denke, die mich aus den USA erreichten, wo abermals ein afroamerikanischer Mensch völlig schutzlos den Tod fand. Keineswegs möchte ich auf irgendeinen Zug aufspringen, aber für mich, der sich in seinem letzten Beitrag als Sucher nach Positivem outete, ist es ebenso schwer, wie für viele andere, so etwas einfach mit anzusehen. Im Grunde sollte ein nettes Wort doch mehr Befriedigung bringen als ein Schlag mit der Faust. Und allen Rassisten kann ich nur – wenn auch ohne jede Aussicht auf Besinnung – entgegenschleudern: Es ist das Innere eines Menschen, das über Gut und Böse, Liebe oder Hass, Wesen oder Bestie entscheidet, nicht die Hautfarbe.
Ich will mir nicht anmaßen, zu urteilen, nur mahnend den Finger heben, denn nach wie vor ist da zu viel verübte Gewalt, Misstrauen und Akzeptanzlosigkeit in einer Welt, die doch eigentlich uns allen gehören sollte.

Bis bald!